Heute mal kein aktueller Film sondern einer aus den 80ern den ich noch nie gesehen habe aber immer schon mal sehen wollte. Die BluRay dazu ist wohl auch noch nicht so lange draußen. Es geht um Nosferatu in Venedig, der so ein bisschen die Fortsetzung von Werner Herzogs Nosferatu Phantom der Nacht von 1979 sein soll. In beiden Filmen spielt Klaus Kinski die Rolle des Vampirs.
Bevor wir nach Venedig gehen noch ein paar Dinge zur Figur Nosferatu. Den gibt es ja schon seit der Stummfilmzeit, nämlich 1922, als Friedrich Wilhelm Murnau die Geschichte von Bram Stokers Dracula verfilmen wollte. Da er die Rechte an der Figur nicht hatte, wurde aus Graf Dracula, Graf Orlok und der Film hieß dann Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens. In der Titelrolle Max Schreck. Das Wort selbst stammt wohl aus dem Roman und soll so viel wie Untoter bedeuten.
Über die Entstehung des Stummfilms gibt es auch einen Film nämlich Shadow of the Vampire. Hier wird davon ausgegangen, dass es sich bei dem Darsteller Max Schreck gar nicht um einen Schauspieler handelt sondern tatsächlich um einen Vampir, der mit Murnau ausgemacht hat, dass er am Ende der Dreharbeiten die Hauptdarstellerin aussaugen darf. Natürlich hält der es nicht bis zum Ende aus und saugt schon vorher fleißig rum. Richtig guter Film mit Willem Dafoe als Max Schreck (Vampir).
1979 kam dann, wie schon erwähnt Nosferatu – Phantom der Nacht heraus, der in vielen Szenen ein 1:1 Remake des Stummfilms ist. Nur dass der Vampir hier endlich Dracula heißen darf. Klaus Kinski in der Titelrolle hat mir damals, als ich ihn als kleiner Junge zum ersten Mal gesehen habe, richtig Angst gemacht. Ich weiß noch, dass ich eine Weile nicht so gut geschlafen habe. Ich finde den Film auch heute noch unheimlich, aber Kinski in seiner Darstellung phänomenal. Das ist für mich auch der beste der 5 Filme des Herzog/Kinski Gespanns.
Nach dem etwas langen Vorgeplänkel kommen wir nun aber zu Nosferatu in Venedig. Ich wusste, dass es diesen Film gibt, aber irgendwie gab es nie die Möglichkeit ihn zu sehen. Ich habe mich aber immer gefragt, wie so eine Fortsetzung funktionieren kann, da Kinskis Dracula ja am Ende von Phantom der Nacht stirbt. OK, Bruno Ganz wird zum neuen Nosferatu und reitet davon, aber das passt ja dann optisch nicht.
Im Prinzip ist es ganz einfach. Es ist keine Fortsetzung von Herzogs Film. Vielleicht war es mal als eine geplant, wo das vielleicht erklärt worden wäre, aber hier wird der Film schlicht ignoriert und was neues erzählt.
Ein Vampir Experte wird nach Venedig gerufen, weil eine Frau (Prinzessin) glaubt, dass es in ihrer Familiengeschichte ein dunkles Geheimnis gibt und das in einem Sarg in der Familiengruft der Vampir Nosferatu seit Ewigkeiten gefangen gehalten wird.
Durch eine Seance taucht der Vampir dann allerdings wo anders bei irgendwelchen Zigeunern auf und ist dann plötzlich auch in Venedig. Dort ist er scharf auf die Prinzessin, weil sie ihn an seine große Liebe von vor 200 Jahren erinnert.
Das klingt etwas konfus, ist es auch, denn der Film macht fast nie irgendwie richtig Sinn. Das lag wohl zum großen Teil auch an Kinski selber, der nur gemacht hat, was er wollte und die Macher mussten darum dann irgendwie einen Film stricken. Das fängt schon mit dem Aussehen des Vampirs an. Ursprünglich ja bleich, glatzköpfig, komische Ohren, lange Fingernägel und lange Fangzähne in der Mitte. Das wollte sich Kinski nicht noch mal antun, weshalb er mehr oder weniger so aussieht, wie er halt zu der Zeit ausgesehen hat. Für ein paar Szenen hat man ihn wohl noch dazu bekommen, diese Zähne einzusetzen, denn bei den meisten Aufnahmen hat er ganz normale Zähne. Vielleicht war das aber auch ein Double. Denn wie in der Dokumentation, zu der ich später noch mal komme, zu hören ist, hat man wohl vorab schon aufnahmen mit einem Double gemacht, dass aber so aussah, wie der Ursprüngliche Nosferatu. Das hat aber dann natürlich alles nicht mehr zu Kinskis aktueller Optik gepasst.
Ansonsten ist das drumherum, wie man Venedig mit der Kamera eingefangen hat, und die Sets eigentlich recht ordentlich gemacht. Man hat sogar mit Donald Pleasence und Christopher Plummer zwei recht bekannte Stars mit im Film, die das aber wahrscheinlich nur fürs Geld gemacht haben. Schauspielerisch ist das alles nix aufregendes. Auch Kinski als Darsteller ist lange nicht so gut wie im ersten Film. Reden tut er so gut wie gar nicht und Blick hat er eigentlich auch nur einen drauf. Der ist zwar intensiv, aber von großer Schauspielerei kann man hier auch nicht reden.
Die Effekte sind teilweise unterirdisch und machen den Film unfreiwillig komisch.
Warum er ab 18 Jahren freigegeben ist, erschließt sich mir auch nicht. Ok, ab und zu wird jemand aufgespießt, aber ansonsten ist das Ganze auch nicht sonderlich blutig. Es gibt etwas nackte Haut zu sehen, aber das ist heute eigentlich auch kein Grund mehr für eine 18er Freigabe.
Wirklich gutes kann ich über diesen Film also nicht berichten. Als Low Budget Trash Movie könnte man das noch durchgehen lassen, aber dafür ist der Film auch einfach zu langatmig erzählt. Ich hatte auch das Gefühl, dass einige Szenen mehrfach verwendet wurden. Sicher kann man durch Langsamkeit auch eine Spannung erzeugen, aber das funktioniert hier absolut nicht. Ich war dann irgendwie doch froh, als das Ganze dann zu Ende war.
Letztlich ist der Film nur durch die Personalie Kinski überhaupt interessant, aber auch der spielt hier unter seinen Möglichkeiten.
Also definitiv keine Empfehlung. Schon fast eine Warnung.
Letzte Aktualisierung 27. 03. 2025 von Sven