Inglourious Basterds (Kino)

Tarantino dreht einen Film über den zweiten Weltkrieg. Was sollte man da erwarten? Keine Ahnung. Aber was man nicht erwarten sollte ist eine historisch korrekte Aufarbeitung des Themas. Denn das ist Inglourious Basterds in keiner Sekunde. Es ist eine fiktive Geschichte darüber, was „möglich gewesen wäre“. Deshalb beginnt der Film auch wie jedes Märchen mit den Worten „Es war einmal…“.

Kurz zur Story: Die Basterds sind eine Gruppe von Amerikanern (und Deutschen) die Nazis jagen, töten und skalpieren. Im Lauf des Films bekommen sie den Auftrag in einem französischen Kino das Oberkommando der Deutschen auszuschalten. Dieses Kino gehört einer als Französin getarnten Jüdin, die dasselbe Ziel verfolgt. Natürlich weiß keiner vom anderen.

Viel mehr Story gibt’s eigentlich nicht, aber was Tarantino daraus macht ist schon ein kleines Meisterwerk. Natürlich gibt’s es wieder die typischen brutalen Szenen, die klasse Musik (viel Morricone und sogar neuere Sachen, die absolut nicht in diese Zeit, aber zu den Bildern passen), der nicht immer lineare Ablauf und geschliffene Dialoge. Die sind um einiges „erwachsener“ im Vergleich zu früheren Filmen geworden, jedoch ohne den Biss und Witz zu verlieren.

Was aber den Film endgültig zum Highlight macht, sind die Darsteller. Und hier besonders die deutschsprachigen. Tarantino hat ja schon immer ein gutes Händchen bei der Besetzung gehabt aber hier hat er sich eindeutig übertroffen. Allen voran Christoph Waltz als SS-Standartenführer Hans Landa spielt alle an die Wand. Was gar nicht so einfach ist, weil der Rest auch sehr gute Leistungen abliefert. Lediglich Brad Pitt als Basterds-Anführer Lt. Aldo Raine spielt hier etwas unter seinen Möglichkeiten. Und Martin Wuttke lässt Adolf Hitler mir persönlich ein bisschen zu sehr zur Karikatur verkommen, was allerdings auch beabsichtigt sein kann.

Was dem Film immer wieder vorgeworfen wird ist, dass er zu lang sei. Dem kann ich nicht zustimmen. Sicher hat er eine langsame Erzählweise und sehr viele lange Dialogpassagen aber für mich ist er in sich stimmig. Eben weil er nicht den heute leider viel zu festgefahrenen Hollywoodstandards folgt, sondern sich eher am klassischen Erzählkino orientiert. Wenn man „Inglourious Basterds“ mit den anderen Tarantinofilmen vergleich, könnte man sagen, er hat von jedem ein bisschen abbekommen. Blut aus Kill Bill, die langen Dialoge aus Jackie Brown, ein bisschen Action aus Reservoir Dogs und Humor aus Pulp Fiction.

Abschließend kann man sagen, dass Quentin die Kurve nach dem grottigen Death Proof noch mal gekriegt hat und mit den Basterds einen absolut gelungenen Film abgeliefert hat. Deshalb auch volle Punktzahl 5 von 5 Skalps.

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